1931 bis 1956

Wie wertvoll die Wehr für die Gemeinde und ihre Einwohner war, zeigte sich zu Beginn der 30er Jahre. Während in der Zeit von 1920 bis 1929 die Wehr insgesamt zu 6 Bränden gerufen wurde, kam sie von 1930 bis 1934 gleich bei 22 Bränden zum Einsatz.

Grundlegende Veränderungen des Feuerlöschwesens brachte die politische Entwicklung ab 1933 mit sich.

Einheitliche Rechtsgrundlage wurde das Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 15.12.1933. Die auf der Rechtsgrundlage privatrechtlicher Vereine bestehenden Wehren wurden aufgelöst und als öffentlichtrechtliche Körperschaften neu gebildet. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden technische Hilfsformationen der Ortspolizeiverwaltungen.

So löste sich auch die Freiwillige Feuerwehr Wadersloh als Verein in der Generalversammlung vom 17.02.1934 einstimmig auf. Die „Gleichschaltung“ der Wadersloher Wehr und ihre Wandlung zum Hilsorgan der örtlichen Polizei scheinen von den Angehörigen der Wehr nicht gerade begeistert aufgenommen worden zu sein. So protokollierte Hermann Freitag erst am 03.04.1935, also 2 Jahre nach der „Machtübernahme“: „Zuerst gedachte der Oberbrandmeister Joksch des Führers und Reichskanzlers. Mit einem dreimaligen „Sieg Heil“ wurde dann die Versammlung eröffnet“. Es war auch nur diese eine Versammlung die Franz Joksch in dieser neuen Form eröffnete. Er legte die Führung der Feuerwehr nach 30jähriger Tätigkeit nieder.

1935/1936Umbau des Steigerturms. Mit Bauantrag vom 25.Oktober 1935 stellte die Gemeinde Wadersloh den Antrag zum Neubau des Steigerturms am Spritzenhaus an der Wenkerstraße. Aus dem Bauantrag ist ersichtlich, dass der alte Steigerturm aus dem Jahre 1907 mittlerweile sehr baufällig geworden war und nun durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt werden soll.

1937/1938 Zum vorläufigen Führer der Wehr wurde in der Generalversammlung vom 11. April 1937 Gerhard Quick gewählt. Bei der geringen Anzahl von Bränden (1935-1939 5 Brände) wurde die Wehr verstärkt durch Übungen einsatzfähig gehalten.

Die Wehr im zweiten Weltkrieg. Bereits Ende der 30er Jahre erweiterten sich die Aufgaben der Feuerwehr um den Luftschutz, Gasschutz und schließlich im zweiten Weltkrieg um Großeinsätze nach Luftangriffen. Zunächst aber musste die Wehr zu Beginn des Krieges bei außergewöhnlich vielen Bränden ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen. Zum Teil handelte es sich um Großbrände, bei deren Bekämpfung mehrere Wehren eingesetzt waren. Dem kommissarischen Wehrführer Gerhard Quick war 1938 in der Führung der Wehr der Amtsoberinspektor Wilhelm Wehmeyer gefolgt. Seit dieser Zeit wurden über die einzelnen Einsätze der Wehr eingehende Berichte erstellt, aus denen auch die jeweilige Zeit der Benachrichtigung der Wehr, der Zeitpunkt des Eintreffens an der Brandstelle, der Einsatz der verschiedenen Schlauchleitungen und Rohre, die Wasserlage, sowie die angenommene Brandursache hervorgehen.

Ein besonderes Ereignis für die Wehr war die Lieferung des neuen Löschfahrzeuges im August 1942. Bereits am 19.03.1941 hatte der Wadersloher Amtsbürgermeister Voss auf die unhaltbare Ausstattung der Wehr hingewiesen. Der über 20 Jahre alte „umgebaute Personenwagen“ wäre im Ernstfall nicht mehr einsatzfähig gewesen. Nach umfangreichen Verhandlungen und einer Genehmigung des Sonderbeauftragten für das Feuerlöschwesen in Berlin erhielt die Wehr ein leichtes Löschgruppenfahrzeug (LLF) zuzüglich Bestückung der Firma Daimler-Benz, einen geschlossenen Einachsanhänger (TSA) Fabrikat Metz und eine Tragbare Kraftspritze (TS) des gleichen Fabrikats. Die Gesamtkosten betrugen 13.000 DM, von denen 50% von der Gemeinde aufgebracht wurden. Am 12. August 1942 wurde das Fahrzeug übergeben und hatte am 29. September 1942 seinen ersten Einsatz zur Unterstützung der Feuerwehr Liesborn beim Großbrand bei Schlickberend in Herzfeld.

Weitere Brände von 1939 – 1944

13.01.1939 – Hof Luster Haggeney, 13.07.1941 – Hof Wirxel, 04.09.1941 – Hof Oentrup, 26.05.1942 – Hof Huchtkemper, 29.09.1942 Hof Schlickberend, 28.08.1943 – Hof Eckerle, 24.11.1943 – Hof Rotfeld-Wulff, 09.03.1944 – Hof Willenbrink, 07.05.1944 – Hof Ense-Kemper, 23.10.1944 – Hof Ackfeld.

Die Wehr im Ruhrgebiet.Während die Wehr seit ihrem Bestehen nur in Wadersloh und gelegentlich bei Großbränden in Nachbargemeinden eingesetzt war, erlebten die Wehrmänner ab 1943 die Härte des Luftkrieges bei Löschhilfen im Ruhrgebiet. Am 25. Mai 1943 wurde der Wadersloher Wehr um 11.30 Uhr durch den Kreisführer befohlen, sich bereit zu halten, um am Nachmittag zur Ablösung und Löschhilfe nach Dortmund zu fahren. In Heessen wurde mit den Wehren aus Ahlen, Beckum, Oelde und Heessen ein Löschverband zusammengestellt, der um 18.35 Uhr in Dortmund zum Einsatz kam. Bereits eine Woche später, am 31. Mai 1943, sah man die Wehr in der Nacht um 2.45 abrücken, um in Wuppertal, das von englischen Fliegern bombardiert worden war, Löschhilfe zu leisten. Weitere Löschhilfen leisteten die Wehrmänner am 23./24. Juni 1943 in Oberhausen, am 6./7. November 1943 in Münster, am 19.April 1944 in Lippstadt, am 24. April 1944 in Hamm, am 1. Mai 1944 in Essen, am 24. Mai 1944 in Dortmund und am 5. Oktober 1944 in Bad Waldliesborn. Außerdem war die Wehr in den Jahren 1943/44 in Wadersloh und den Nachbarorten bei 6 Bränden eingesetzt.

Der zweite Weltkrieg ist zu Ende. Der Zusammenbruch im Jahre 1945 bedeutete auch für die freiwillige Feuerwehr Wadersloh einen Neubeginn. Der Führer der Wehr, Anton Joksch, fiel noch in den letzten Kriegswochen. Seine Aufgaben übernahm stellvertretend Hermann Freitag. Von den ausgezogenen Wehrmännern kehrten viele nicht zurück. Die Wehr zählte noch 25 aktive Mitglieder und 18 Mitglieder der Altersabteilung. Die Wehr aber erfüllte in bewährter Weise weiter ihre Pflicht, obschon sie mit manchen Schwierigkeiten fertig werden musste. Erfreulich war, dass die Wehr vorzüglich ausgestattet war und der Gute Geist in der Wehr nicht gelitten hatte.

In der Führung der Wehr trat 1946 ein Wechsel ein, Wehrführer wurde der Bäckermeister Franz Schniederjürgen, Schriftführer der Bauingenieur Heinz Filies. Im gleichen Jahr nahm die Landesfeuerwehrschule ihre Tätigkeit auf. Wadersloher Wehrmänner nahmen an Brandmeister-, Fahrer- und Maschinistenkursen teil. Auch auf örtlicher Basis pflegte man verstärkt die Ausbildung der Wehr. An jedem ersten Donnerstag im Monat war eine Übung der gesamten Wehr, die durch Betätigung der von der Gemeinde beschafften neuen Sirene im gleichmäßigen Ton bekanntgegeben wurde. Ausdruck der kameradschaftlichen Verbundenheit und guter persönlicher Kontakte waren wieder regelmäßige gesellige Veranstaltungen der Feuerwehr. Regelmäßig trafen sich die Feuerwehrkameraden nach den Außenübungen in der Metzgerei des Kameraden Paul Bernzen, um mit einem Stück Wurst „aus der Hand“ die Stärkung des Mannschaftsgeistes zu pflegen. Die Anzahl der Brände verringerte sich im Laufe der Jahre wieder. Während die Wehr in den Jahren 1945 bis 1950 gleich 23 mal tätig werden musste, verringerte sich die Anzahl der Brände in den folgenden Jahren auf jährlich ca. zwei.