Geschichte Löschzug Liesborn

Aus einer Verordnung des Erzbischofs von Köln vom 19.08.1791 geht für die Gemeinde die Verpflichtung hervor, so genannte Pflichtfeuerwehren „zur Vorbeugung der Feuersbrünste auf dem Lande“ zu unterhalten. Erstmalig ist das Bestehen einer solchen Pflichtfeuerwehr in Liesborn dem Protokoll einer Gemeinderatssitzung vom 23.3.1824 zu entnehmen.

Unter Pflichtfeuerwehr hat man damals nicht eine förmliche Verpflichtung von Einzelpersonen, sondern eine allgemeine Verpflichtung der Einwohner zur Hilfeleistung bei Bränden verstanden. Die Löschgeräte waren auf das Gemeindegebiet verteilt gelagert. Im Übrigen hat man früher so ziemlich alles auf sich beruhen lassen und nur im Einzelfall die Geräte benutzt. Der Ausbildungsstand war meist niedrig. Auch die Wartung und Pflege der Geräte ließ zu wünschen übrig. Die ehemaligen Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr Hermann Wecker und Heinrich Freitag erinnerten sich, dass bei Bränden zwar eine Menge Leute zusammenliefen, die meisten jedoch, um zuzuschauen und Schnaps zu trinken, der bei solchen Gelegenheiten reichlich ausgeschenkt wurde. Wenn es dann ans Löschen ging, waren meist nur einige Männer da, die die Spritze kannten, mit ihr umgehen konnten und die auch besondere Fähigkeiten in der Brandbekämpfung hatten.

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Liesborn

Aus vorgenannten Gründen erging am 25.11.1907 eine „Polizeiverordnung des Oberpräsidenten betreffend das Feuerlöschwesen in der Provinz Westfalen“. Wahrscheinlich mit Bezug auf diese Verordnung erinnerten sich die Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr Wecker und Freitag: Offensichtlich auf höhere Weisung hatte der ehemalige Amtmann Block zu Liesborn einer Anzahl Männer aus dem ganzen Gemeindegebiet geschrieben, er sehe sie als geeignet für den Feuerwehrdienst an, und sie sollten an einem bestimmten Tag zu einer ebenfalls bestimmten Stunde beim Spritzenhaus im Dorf Liesborn sein, wo die erste Übung stattfinde Es sind dann 120 Mann gekommen. Alle erhielten eine schwarze Drillich-Jacke, die sie mit nach Hause nahmen.

Nach einigen Jahren waren nur noch 70 Mann in der Feuerwehr. Zuständig für die Spritzen waren im Dorf Liesborn Albert Buse, in Suderlage Heinrich Flütter, in Göttingen Gerhard Gärtner. Herr Wecker sagt, dass er im Auftrage des Amtmannes damals alle Spritzen der Gemeinde überprüft und repariert habe. Diese mündliche Schilderung über die Anfänge der Freiwilligen Feuerwehr wird bestätigt und ergänzt durch einen Beleg, in dem die Gründung erstmals schriftlich dokumentiert ist. Es handelt sich dabei um ein Antwortschreiben des Amtmannes in Liesborn vom 25.10.1908 auf eine Verfügung des Landrates in Beckum vom 14.03.1908.

Die Feuerwehr im 2. Weltkrieg

Wie in vielen anderen Bereichen wurde auch bei der Freiwilligen Feuerwehr durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges die kontinuierliche Entwicklung seit der Gründung abrupt unterbrochen. Ein großer Teil der Kameraden wurde zum Wehrdienst eingezogen. Um die entstandenen Lücken aufzufüllen, wurde die Gründung einer Hitlerjugend- Feuerwehr angeordnet. In der Abtei Liesborn richtete man eine Luftschutzwache ein, die Tag und Nacht besetzt war. Die Ausbildung dieser Jugendfeuerwehr geschah mit aller Härte und Disziplin. Über den normalen Feuerwehr-Dienst hinaus, wurden die verbliebenen älteren und jungen Kameraden oft unter Lebensgefahr auch außerhalb der engeren Heimat zur Beseitigung von Bomben- und anderen Kriegsschäden eingesetzt. So war bei den Bombenangriffen in Winkelhorst am 19.04.1944 ein Todesopfer zu beklagen; in Bad Waldliesborn fanden am 05.10.1944 mehrere Personen den Tod.

Die Feuerwehr Liesborn bis zur kommunalen Neuordnung

In den Wirren nach dem Krieg wurde die Feuerwehr noch oft zu Ordnungs- und Polizeidiensten herangezogen. Erst als die Kameraden aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden und Ruhe und Ordnung wiederhergestellt waren, konnte an einen systematischen Aufbau der Feuerwehr gedacht werden. Hierbei erwarb sich der langjährige Wehrführer Bernhard Weihermann, der sich tatkräftig für den Neuaufbau einsetzte, ganz besondere Verdienste. Mit Erreichen der Altersgrenze wurde er 1958 als Wehrführer verabschiedet. Bei der Anhörung über die Nachfolge des Wehrführers sprach sich die Wehr für den Brandmeister Ernst Kindermann aus. Diesem Vorschlag folgend bestätigte der Gemeinderat am 15.08.1958 Ernst Kindermann als neuen Wehrführer.

Im Jahre 1971 trat der bis dahin amtierende Kreisbrandmeister H. Faust von seinem Posten zurück. Nach Anhörung der Wehrführer des Kreises schlug der Bezirksbrandmeister W. Real als
dessen Nachfolger den Liesborner Wehrführer Ernst Kindermann vor. Der Kreistag folgte diesem Vorschlag und ernannte Ernst Kindermann am 15.08.1971 zum Kreisbrandmeister des Kreises Beckum. An Stelle von Ernst Kindermann, der wegen seiner Ernennung zum Kreisbrandmeister die Leitung der Liesborner Wehr abgab, wurde der Oberbrandmeister Heinrich Freitag vorgeschlagen und durch Beschluss des Gemeinderates zum neuen Wehrführer der Feuerwehr bestellt. Die Verabschiedung des alten und die Einführung des neuen Wehrführers erfolgten auf der Jahreshauptversammlung am 17.01.1972

Bereits 1972 konnte der Grundstein für den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses gelegt werden.

Die Feuerwehr nach der kommunalen Neuordnung

Im Zuge der kommunalen Neuordnung wurden die Gemeinden Wadersloh, Liesborn und Diestedde zu einer Gemeinde Wadersloh zusammengeschlossen. Bad Waldliesborn wurde aus der Gemeinde ausgegliedert und Lippstadt zugeordnet. Da für das Gebiet einer Gemeinde nur eine einzige Feuerwehr vorgesehen ist, sind die Wehren aus Wadersloh, Liesborn, Diestedde und Göttingen als Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Wadersloh weitergeführt worden. Damit verlor die Feuerwehr Liesborn nach 67 Jahren ihre Selbstständigkeit.

Am 17. Januar 1985 leitete Heinrich Freitag seine letzte Jahreshauptversammlung als Zugführer des Löschzuges Liesborn. Mit Erreichen der Altersgrenze schied er am 09.04.1985 aus dem aktiven Dienst der Feuerwehr aus. Zum neuen Zugführer wurde sein bisheriger Stellvertreter Franz- Paul Specht gewählt. Sein Vertreter wurde Helmut Winkelnkemper. Am 16.01.1993 übernahm Hauptbrandmeister Helmut Winkelnkemper die Zugführung von Franz-Paul Specht. Sein Stellvertreter wurde Hubert Stienemeier. Dieser trat im Sommer des Jahres 2000 aus der Wehr aus und wurde durch Thomas Freitag ersetzt. Vor Erreichen der Altersgrenze übergab Helmut Winkelnkemper die Zugführung am 19.01.2002 an Hauptbrandmeister Thomas Freitag. Die nun wieder frei gewordene Position des stellvertretenden Zugführers wurde durch Klaus Bittner besetzt.