Die Feuerwehr nach der kommunalen Neuordnung 1975

Im Zuge der kommunalen Neugliederung 1975 wurden die Gemeinden Wadersloh, Liesborn und Diestedde zu einer Gemeinde Wadersloh zusammengeschlossen. Bad Waldliesborn wurde aus der Gemeinde ausgelöst und Lippstadt zugeordnet. Da nach dem Gesetz für das Gebiet einer Gemeinde nur eine einzige Feuerwehr vorgesehen ist, wurden die Wehren von Wadersloh, Liesborn, Diestedde und Göttingen als Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Wadersloh zusammengefasst.

Mit der Zusammenfassung wurde auch die Wahl eines neuen Wehrführers und seines Stellvertreters erforderlich. Bis zur endgültigen Entscheidung darüber beauftragte der Gemeinderat auf Vorschlag des Kreisbrandmeisters E. Kindermann die Oberbrandmeister Hermann Freitag aus Wadersloh und Heinrich Freitag aus Liesborn mit der kommissarischen Leitung der neuen Freiwilligen Feuerwehr Wadersloh. Nach einer Anhörung durch den Kreisbrandmeister Kindermann am 14.05.1975 im Schlosshof Diestedde entschieden sich die Kameraden der Gesamtwehr für den Hauptbrandmeister Günter Schalkamp aus Diestedde als neuen Wehrführer und für den Oberbrandmeister Heinrich Freitag aus Liesborn als dessen Stellvertreter. In einer Gemeinderatssitzung vom 26.06.1975 wurde dieser Vorschlag vom Rat angenommen und die Ernennung ausgesprochen. Die Urkunde überreichte der Gemeindedirektor J. Kleinhans auf der 1. Jahreshauptversammlung der Gesamtwehr am 30.01.1976 in Wadersloh. Der Bürgermeister der neuen Großgemeinde W. Schulze-Frölich sprach der neuen Wehrführung seine Glückwünsche aus.
Brandmeister Franz-Josef Niemeier bleibt weiterhin Zugführer des Löschzuges Göttingen. Sein Stellvertreter ist Alfons Linnemann.

 

Politische Stimmen wurden laut, die Göttinger Feuerwehr in den Löschzug Liesborn zu integrieren. Gegen dieses Vorhaben setzte sich Franz-Josef Niemeier, mit der Unterstützung von unserem Wehrführer Günter Schalkamp und dem damaligen Ordnungsamtsleiter Herrn Neugebauer, erfolgreich zur Wehr. Als dann der Schriftzug “Löschzug Göttingen” an unserem Fahrzeug aufgeklebt war, waren die Göttinger Wehrmänner wieder zufrieden.

Bericht zur Waldbrandkatastrophe in der Lüneburger Heide 1975

1975 war der schwerste und größte Einsatz die Waldbrandkatastrophe in der Lüneburger Heide. Am 12.08.1975 bekam Franz-Josef Niemeier um 16.00 Uhr einen Telefonanruf, dass wir unser TLF 8 volltanken und eine Besatzung für einen Einsatz bei der Waldbrandkatastrophe im Landkreis Lüchow-Danneberg bereithalten sollten. Da durch Rundfunk und Fernsehen bekannt war, dass es bei diesem Waldbrand schon 5 Tote und viele Verletzte gegeben hatte, war es nicht leicht für diesen Einsatz Leute zu bekommen. Nach dem Einsatzbefehl um 17.10 Uhr fuhren Franz-Josef Niemeier, Bernhard Struwe und Wilhelm Kappel in einer Kolonne von Feuerwehrfahrzeugen über die Autobahn in Richtung Lüneburger Heide zum Waldbrand. Schon viele Kilometer vor Celle war der Himmel wie ein einziges Flammenmeer anzusehen. Von Celle aus ging es weiter zum Einsatzort der Stadt Uelzen. Die Stadt war vom Feuer eingekreist und die Munitionslager der dort stationierten Bundeswehreinheiten mussten geschützt werden. Nach der Einweisung durch die städtische Feuerwehr war die Übernachtung in einer Bundeswehrkaserne geplant. Am nächsten Morgen begann der harte Kampf gegen die gewaltigen Flammen in der Ortschaft Trebel. Der Ort war von der Bundeswehr schon geräumt worden, denn für diese Flammen gab es kaum Halt. Sie waren mitunter 20 bis 25 m hoch und gingen spielend über Flüsse und große Bundesstraßen hinweg. Bei diesem Einsatz bekamen es unsere Kameraden des Öfteren mit der Angst zu tun und sie hofften nur, dass sie alle gesund wieder hier heraus kommen würden. Nach einigen Tagen zeigte der Löscheinsatz den entsprechenden Erfolg. Da alle Fahrzeuge dieses Zuges Allradantrieb hatten, war der Löschangriff bis tief in die Wälder hinein möglich. Bergepanzer der Bundeswehr schlugen vorher Schneisen durch die Wälder. Aufgrund dieser guten Zusammenarbeit wurde die Feuerwehr nach einigen Tagen harter Arbeit Herr der Lage. Am 15.08. wurde unsere erschöpfte Mannschaft durch Alfons Linnemann, Franz-Josef Horstmann und Gerhard Gärtner abgelöst. Für die Göttinger Wehrmänner war der Einsatz dann am 17.08.1975 beendet.

Unser Gemeindedirektor Kleinhans bedankte sich recht herzlich, anlässlich einer Übung in Diestedde, bei den Kameraden des Löschzuges Göttingen, die bei der Waldbrandkatastrophe im Landkreis Lüchow Danneberg im Einsatz waren. Hierfür bekamen sie eine Urkunde und eine besondere Auszeichnung. Franz-Josef Niemeier wurde hier vom Gemeindewehrführer Günter Schalkamp zum Waldbrandmeister befördert.

1976 wurde in vielen Abendstunden ein Schlauchanhänger in Eigenleistung gebaut

 

Am 01.08.1979 wurde zusammen mit vielen Göttinger Bürgern im Gasthof Nienaber ein unvergessliches Feuerwehrfest gefeiert. Der Erlös aus dem Verkauf der Lose für die Tombola war für einen guten Zweck bestimmt. Da Schwester Irene Luster-Haggeney, die in Zaire in der Mission tätig war, für einige Monate sich hier in ihrer Göttinger Heimat erholte, war eine gute Gelegenheit geboten, auf schnellsten und sichersten Wege Not leidenden Menschen zu helfen. Dieser Abend hatte alle Erwartungen übertroffen. Ganz Göttingen tanzte bis in die frühen Morgenstunden. Für diesen Abend, der einen stattlichen Erlös erbrachte, bedankte sich Schwester Irene recht herzlich.

 

Nachdem die Gemeinde im Jahr 1983 die Göttinger Schule verkaufte, musste ein neuer Gruppenraum für den Löschzug geschaffen werden. Da im Feuerwehrgerätehaus der Umbau der Dachgeschoßwohnung aus statischen Gründen nicht möglich war, blieb als Alternative nur der Umbau des alten Toilettenhauses der Volksschule übrig. Unser Zugführer Franz-Josef Niemeier hatte nach anfänglichen Bedenken doch recht frühzeitig sein Einverständnis signalisiert. Die Gemeinde ließ das Gebäude umbauen, und den Innenausbau des Gruppenraumes übernahmen die Kameraden in Eigenleistung.

Von 1966 bis 1983 nutzte der Löschzug ein ebenfalls in Eigenleistung hergerichtetes, ehemaliges Klassenzimmer der Göttinger Schule als Gruppenraum. Bis 1966 fanden die regelmäßigen Schulungsabende in den Göttinger Gaststätten statt.

1994 ging der Traum unseres Zugführers Franz-Josef Niemeier und der Göttinger Feuerwehrkameraden in Erfüllung. Nach jahrelangem Hoffen und Bangen stand es nun endgültig fest, der Löschzug Göttingen bekommt zum Ende des Jahres ein neues Fahrzeug. Nun hieß es, einen geeigneten Termin zur Einweihungsfeier zu finden. Nach einigen Diskussionen kam man zu dem Entschluss, das 70-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr und die Einweihung an einem Wochenende stattfinden zu lassen. Als konkreter Termin wurde der Freitag, 25. November zur Jubiläumsfeier und Kameradschaftsabend und der Sonntag, 27. November zur Einweihung und Schlüsselübergabe des neuen Fahrzeuges, festgelegt. Für die Feierlichkeiten wurde eigens ein Festzelt, dass uns unser Feuerwehrkamerad Alfons Linnemann zur Verfügung gestellt hatte, am Schulungsraum aufgebaut.

Alle Kameraden mit ihren Frauen, die Alters- und Ehrenabteilung, Wehrführer Günter Schalkamp und sein Stellvertreter Paul Pickert konnten zur Jubiläumsfeier am Freitagabend vom Zugführer Franz-Josef Niemeier, mit einer Freudenträne im Auge, begrüßt werden. Nach einem guten Essen wurde bis in die frühen Morgenstunden getanzt und gefeiert. Alle hatten zu diesem gelungenen Abend beigetragen.

Die Einweihungsfeier begann am Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. Georgskapelle. Pater Ropertz bat um den Segen, damit der Heilige Florian die Göttinger auch in Zukunft vor Brand und Gefahr bewahren möge. Anschließend ging Pater Ropertz mit den Blauröcken zum Gerätehaus, wo das festlich geschmückte neue Löschfahrzeug eingeweiht wurde. Gemeindedirektor Gövert hielt eine Ansprache und ließ noch einmal den Werdegang der Göttinger Wehr passieren. Bürgermeister Paul Grothues überreichte den Schlüssel an Gemeindewehrführer Günter Schalkamp und dieser übergab ihn sofort an Franz-Josef Niemeier, den Löschzugführer von Göttingen.

Der Göttinger St. Georgs-Chor gab der Weihung des Fahrzeuges, die nun Pater Ropertz vornahm, einen festlichen Rahmen, bei dem er einige Lieder vortrug. Zum weiteren Verlauf ging man geschlossen ins Festzelt. Zugführer Franz-Josef Niemeier hielt nun die Festrede und konnte viele Ehrengäste begrüßen.

Die ganze Göttinger Gemeinde und Umgebung, Freunde und Gönner nahmen an diesem Freudentag teil. Musikalisch umrahmt wurde alles vom Göttinger Spielmannszug und von der Feuerwehrkapelle Liesborn. Ein besonderer Dank gilt hier unserem Zugführer Franz-Josef Niemeier, der sich unermüdlich für das neue Löschfahrzeug LF 8-6 eingesetzt hat.

Ende 1995 wurde die technische Ausrüstung unseres neuen Fahrzeuges durch Schere und Spreizer vervollständigt.

Eine Delegation unserer Partnergemeinde aus Faulungen, unter der Leitung von Brandmeister August Weiland, konnte sich besonders freuen, denn aus der Hand von Bürgermeister Paul Grothues erhielten die Thüringer eine Schenkungsurkunde über das alte Löschfahrzeug LF 8 aus Göttingen.

 

Die Kameraden des Löschzuges Göttingen im Jahr 1994